Ausgebremst auf dem Weg zum Kunden – Schneechaos in Deutschland

„Tring tring“ – ein sehr müder Blick auf den Wecker verrät mir „es ist 5 Uhr morgens“ und das ist für mich viel zu früh. Doch leider ist das genau die richtige Zeit, um den Flug heute morgen ab Köln stressfrei zu erreichen. Also ab unter die erweckende Dusche, einen Kaffee zubereiten und das Gesicht wieder von dem 3-Tage-Bart entsorgen. Nun noch schnell den Koffer für die zwei Tage gepackt und raus in die Kälte. Bei Minus 8 Grad und viel Schnee springt der gute alte Kombi zögerlich an und bringt mich, mit von mir gewolltem Rutschen, in die Stadt zum Bahnhof. Schnell geparkt, ein Ticket ins Auto geworfen und ab zum Zug. Der wartet bereits am Gleis und nimmt sofort seine Fahrt auf. Mal sehen, ob ich den Schaffner im Zug überzeugen kann, dass er mir das natürlich noch nicht vorhandene Ticket ohne Aufschlag im Zug verkauft. Vielleicht kommt er ja auch gar nicht und ich komme so nach Köln. Auf dem Bahnhof, den wir gerade erreichen, steht Düren und in diesem Moment kommt schon der Schaffner. Er akzeptiert irgendwie meine Argumente in Bezug auf das Wetter und stellt mir sogar das günstigste Ticket aus. Einmal umsteigen in Köln und schwubs bin ich am Flughafen in Köln-Bonn.
The best plane at Koeln-Bonn Airport (CGN).
Natürlich kommt der Zug vor dem Terminal 1 im Bereich A an und ich darf morgens um kurz vor 8 über den gesamten Flughafen latschen, finde irgendwie nur kaputte Rolltreppen und bekomme so langsam ein ungutes Gefühl. Eine Innere Stimme sagt: „irgendwas läuft hier und heute komisch!“

Der Check-In klappt  gut und die freundliche Dame im Kirschner Fughafen Shop hilft mir auch gern und kompetent weiter. Bei meiner Frage, ob sie denn nicht auch meine Bücher verkaufen möchte, erhalte ich sofort die Rufnummer vom Einkauf. Der gute Mann ist natürlich um 8:30 schon im Büro, freut sich über meinen Anruf. Er meint, das Bücher für Wirtschaft am Flughafen gut gehen. Super, denke ich und freue mich über meinen Mut einfach mal frech zu fragen.

Bei der üblichen Kontrolle wird mal wieder ein Wischtest mit meinem Computer durchgeführt und – wie nicht anders zu erwarten – kommt die nette Sicherheitskontrolleurin nach einer Minute zurück und sagt, dass alles ok ist. Trotzdem ist es immer wieder ein komisches Gefühl.

Doch was steht da an meinem Gate? Der Flug soll anstatt um 9 doch erst um 9.15 starten. Nun ja, dann muss wohl bei den Minustemperaturen die Maschine noch enteist werden, denn Sicherheit geht vor. Ich setze mich, stöpsel die Ohrhörer an und lausche einem Podcast. So lassen sich die paar Minuten gut und informativ überbrücken. Ich lerne, was das neue System 4.2 bei meinem iPad so alles Tolles kann und freue mich über das Multitasking und die neuen Ordner-Funktionen.

Doch was ist das? Im Augenwinkel merke ich das sich auf der Abflugtafel am Gate so ganz ohne Kommentar die Startzeit um eine weitere Stunde verschoben hat. Super, dafür stehe ich um 5 auf! Es geht ein Raunen durch die wartende Menge und alle schauen sich verwundert an. 10 Minuten später folgt dann die Ansage und ich freue mich, dass noch viel neues Material auf meinem Player ist. Es gibt nichts schlimmeres, als jetzt eine Stunde lang genervt Löcher in die Luft zu starren, das vernebelt nämlich nur die Stimmung an diesem ach so tollen Wintermorgen.

Einige Folgen des „LOLiPodcasts“ später packe ich meine Tasche stell mich in die Schlange und denke „das hat ja gerade nochmals geklappt.“ Wenn ich nur wüsste!

Da sitze ich noch nicht ganz auf meinem Platz in der vorletzten Reihe, schon kommt die erste Durchsage von einem frisch klingenden Kapitän. „Auf Grund der Wetterlage in Berlin ist diese Maschine später in Köln angekommen und wird auch deutlich verspätet starten. Bitte stellen Sie sich auf eine sehr lange Wartezeit hier an Board ein!“ Wie bitte?!? Das kann doch nicht wahr sein, ich bin doch so früh aufgestanden, warum denn so etwas jetzt und heute und warum IMMER mir? Ich rufe meine Geschäftskollegen an und berichte. Wir verlegen sofort die ersten Termine und ich verspreche regelmäßige Updates zu der nicht wirklich planbaren Lage.
Der Monitor zeigt von 10 Uhr bis kurz vor 13:00 Uhr immer wieder dieses Bild.
Aber es kommt nach 5 Minuten noch viel Besser. Der Kapitän hat sich aus Brüssel die nächste mögliche Startzeit geben lassen und berichtet uns eingesperrten Fluggästen, dass dies um 14:05 sein wird. Das bedeutet jetzt, um 10:30, dass wir weitere 3,5 Stunden in dem Flieger sitzen dürfen. SUPER. „Warum bin ich heute überhaupt aufgestanden“ geht mir durch denn Kopf und wohl auch einigen anderen. Kurze Zeit später sind nur noch 20-30% der Fluggäste an Board, denn die anderen haben sich wohl alle dafür entschieden, dass es in Köln auch ganz schön ist und dass eine solche Wartezeit nicht akzeptabel ist. Da ich 2 Tage lang viele Termine in Berlin habe, will ich bleiben und bin mal gespannt auf das, was hier noch alles geboten wird.

Es erfolgt die Durchsage, dass wir doch schon um 12:50 Uhr starten können, was die mittlerweile Kartenspielenden, im Flieger auf und ab gehenden Fluggäste deutlich positiv stimmt. Als dann nach weiteren 10 Minuten der Start auf 12:10 nach vorn verschoben wird kommt fast Jubel auf.

In der Zwischenzeit kommt der Service vorbei, bringt Kaffee, Wasser, O-Saft und eine warme Laugenstange. Das hebt die Stimmung doch nochmals erneut. Die Flugbegleiterinnen dürfen ihre tollen Wagen nicht benutzen, da diese am Boden den Fluchtweg versperren würden und servieren daher den Kaffee aus der Kanne. Der Kaffee tut gut und ich entscheide mich in diesem Moment dazu, dieses Debakel in der Zeit im wartenden Flugzeug direkt aufzuschreiben und vielleicht in meinen Blog zu stellen. Meine Geschäftskollegen erhalten ein Update und ich mache mich an die Tasten.
Laugengebäck und Getränke…
Doch schnell folgt die nächste Horror-Meldung des Tages. Der Kapitän versucht einen Enteiser an das Flugzeug zu bekommen, telefoniert mit der Airline, mit dem Flughafenservice und mit  weiß noch wem, doch die Startzeit verstreicht und kein Helfer erscheint. Aus der Ecke der Stewardessen höre ich nur ein leises „Es kann einfach nicht wahr sein“ und mache lange Ohren. Da kommt aber schon die nächste Durchsage vom Kapitän „Der Enteiser kommt nicht und unsere neue Startzeit ist 12.55. Der tolle Flughafen Köln hat nämlich nur EINEN Enteiser„. Der freundliche und mittlerweile vermutlich auch genervte Kapitän empfiehlt, dass wir doch das nächste mal bitte ab Düsseldorf fliegen sollen. Köstlich.

Dann erscheint doch noch um 12:40 der Enteiser und macht sich ans Werk, der Flug kann nun endlich ca. 4 Stunden verspätet auf den Weg machen. Ich atme auf, informiere beim Starten der Maschine schnell meine immer noch wartenden Geschäftskollegen in Berlin und hoffe, das nun alles klappt.

Der Kapitän meldet sich mal wieder und sagt, dass er die Geschwindigkeit verringert hat, da die Landebahnen in Berlin bei minus 8 Grad und Schneetreiben nur teilweise geräumt sind. Wir haben genug Sprit um eine weitere Stunde in der Luft zu bleiben und hoffen, dass bis dahin auch die längere Landebahn wieder frei ist, denn sonst muss er auf der kurzen Landebahn etwas stärker bremsen. Ich frage mich, wie er das bei der Witterung machen wird und schicke ihm alle meine Hoffnung nach vorn in das Cockpit.

In der Zwischenzeit kommen die Stewardessen, jetzt mit Wagen, und bringen eine weitere Runde Kaffee, Wasser und Laugenstangen. Die freundlichen Damen bestätigen, dass ihnen so etwas auch noch nicht passiert ist und dass sie auch nur noch nach Hause wollen.

Natürlich folgt kurzfristig das weitere Update vom Kapitän. Der Flughafen ist noch eine Viertelstunde total gesperrt und wir müssen weiter in der Luft warten. Wann wir dann landen dürfen werden wir bald erfahren. Vor allen Dingen WO wir landen werden könnte noch einmal Spannung in den sonst so langweiligen Tag bringen. Diese Info gab es quasi zwischen den Zeilen und das lässt so einen Frühaufsteher wie mich ja aufhorchen.

Das starke Bremsen bei der Landung in Tegel führt mit nachbarschaftlichen Nicken zu der Erkenntniss, dass der Kapitän um 14:40 wohl die kurze Landebahn genommen hat. Um den Tag im Flugzeug perfekt zu machen, folgte kurz nach der Landung die Meldung, dass wir noch etwas warten dürfen. Es ist nämlich kein Parkplatz für unser Flugzeug vorhanden und auch ein Abfertigungsteam ist nicht zur Verfügung. Ein Blick nach draussen zeigt, dass auf dem Rollfeld mehr Räumfahrzeuge als Flugzeuge stehen – das Chaos ist perfekt. Dann haben wir doch noch einen Parkplatz erreicht und ich mache mich dran meinen gemütlichen Sitz zu verlassen.

Natürlich gab es bei so tollem Wetter kein Gate, sondern eine windige Treppe gefolgt von einigen Metern durch recht tiefen Schnee und dann einen Bus der uns zum Flughafengebäude fahren darf. Doch was ist das. Der Motor heult auf, es riecht nach Gummi, aber der Bus bewegt sich kein Stück. „Das gibt es doch gar nicht“ denke ich, „sollen wir so kurz vor dem Ziel doch noch scheitern?“ Nach einigen Hin und Her setzt sich der Bus doch noch in Bewegung und wir erreichen die Abfertigungshalle. Was für ein Trip!!

Am meisten freue ich mich im Moment auf meinen Rückweg am morgigen Freitag. Hier wird sich vermutlich das nächste Debakel auf mich warten. Zum Glück fliege ich nicht, sondern nehme den schnellen ICE nach Braunschweig, aber der wird sicher an einem verschneiten Freitag Nachmittag völlig leer sein und fährt zudem immer pünktlich.

An dieser Stelle möchte ich dem Flughafen Köln-Bonn und Airberlin für dieses Erlebnis der ganz besonderen Art danken und wünsche mir, dass Ihnen wie auch mir eine Wiederholung erspart bleibt.

Tja, da rede ich in so vielen Vorträgen und Fachbüchern über die neuen Hilfsmittel in der Kommunikation und sitze nun mit meinem Computer hier im Flieger, mein Akku ist bald leer und ich denke daran, dass wir in unserem Beratungsunternehmen, der aixvox aus Aachen, zum Glück seit diesem Monat unser eConsulting anbieten.

Das bedeutet nämlich, dass ich bis 7 schlafen kann, noch etwas mit der Tochter spielen darf, gemütlich ins Büro fahren oder gleich von zu Hause aus arbeiten kann. Über das Internet treffe ich dabei die Kunden, berate per Videokonferenz und arbeite mit ihnen gemeinsam und zeitgleich an Dokumenten und bin dabei Lichtjahre effektiver. Natürlich kann das ein Treffen mit Neukunden vor Ort nicht dauerhaft ersetzen, aber das eine oder andere Mal sicherlich. Meine Nerven und die meiner Geschäftskollegen werden es danken und glauben Sie mir, dass ich mit dem ersten Lächeln, das Sie in jedem eConsulting zum Start sehen darüber freue, dass ich nicht reisen muss.

 

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